Interview mit Franco Membrini, Co-Founder vom Technologie-Startup Mithras.
Franco, wie kamt ihr dazu, euer Technologie-Startup zu gründen?
Es war schon immer mein Ziel, eines Tages ein Unternehmen zu gründen. Gleich nach dem Studium bin ich auch zu einem jungen Bündner Medien-Unternehmen gekommen, und habe da erstmals Startup-Luft geschnuppert. Nach dieser Erfahrung war klar: Ich möchte selbst Gründer sein. Da fehlte nur noch eine konkrete Idee. Ich habe recherchiert, habe mich in verschiedenen Themen eingelesen und potentiell vielversprechende Technologien angeschaut; und ich habe schnell ein Gebiet gefunden, welches mich begeistert. Das Human Body Energy Harvesting, also die Gewinnung von Energie aus dem menschlichen Körper. Als ausgebildetem Historiker fehlte mir dann natürlich das technologische Know-how um ein solches Projekt umzusetzen. Ich habe mich also auf die Suche nach einem Partner gemacht und wurde mit Moritz Thielen, einem Physik Doktor von der ETH Zürich, fündig. Moritz war sofort begeistert von dem Projekt, da es im Wesentlichen um eine Weiterführung bzw. Kommerzialisierung seiner Forschungen an der ETH ging. Und so machten wir uns an die Gründung von unserem Technologie-Startup – mit viel Zuversicht und überzeugt vom Potential unserer Idee.
Wie lässt sich eure Technologie einsetzen?
Es gibt dutzende mögliche Applikationen von thermoelektrischen Harvesting-Systemen in Wearables. Grundsätzlich kann man sagen: Jeder elektronische Sensor in Körpernähe kann zumindest von der Technologie profitieren. Wir fokussieren uns auf zwei Anwendungsgebiete: 1. Consumer Wearables wie etwa Fitness Tracker oder Smartwatches. 2. Medizinische Wearables wie Biosensoren zur Körperfunktionenüberwachung, Glukose-Messgeräte oder Cochleaimplantate. Bei beiden Anwendungsgebieten verfolgen wie dieselbe Vision: Fit and Forget. D. h., dass sich ein Nutzer keine Gedanken mehr über Batteriewechsel oder Aufladen machen muss, das Gerät versorgt sich allein über die Energie, welche der Körper zur Verfügung stellt. Bei energiehungrigen Geräten wie einer Smartwatch ist das ein ambitioniertes langfristiges Ziel. Bei energieeffizienten medizinischen Wearables dagegen können wir diese Energieautonomie schon bald erreichen. Darüber hinaus sehen wir bei medizinischen Anwendungen auch den grössten Nutzen für die User. Bei Consumer Wearables sind längere Laufzeiten natürlich auch sehr attraktiv, in der Medizin kann die Energieautonomie aber tatsächlich das Leben der Patienten substantiell vereinfachen.
Wir freuen uns, dass ihr nun Teil des Technopark Graubünden seid! Wie kam es dazu?
Kurz nach der Gründung von Mithras haben wir uns nach staatlichen Fördermitteln für Startups umgesehen und sind schnell auf das Amt für Wirtschaft und Tourismus gestossen. Dort hat man uns über den Stand der Arbeiten zum Technopark GR informiert. Das hat uns überzeugt und wir haben natürlich sofort zugesagt. Graubünden braucht ein solche Infrastruktur und das dazugehörende Netzwerk für zukünftige Startups in Graubünden.
Was sind derzeit eure grössten Herausforderungen und Erfolge?
Die grössten Erfolge sind sicher der Aufbau unseres qualifizierten und engagierten Teams, der Bau unserer Prototypen und die vielen Labels die wir mit unserem Projekt bereits gewinnen konnten. Darunter das „Seal of Excellence“ von der Europäischen Kommission, Finalplätze bei jedem grossen Startup-Wettbewerb der Schweiz und sogar eine Auszeichnung vom Schweizer Botschafter in China als „Best Startup“.
Die grössten Herausforderungen in naher Zukunft sind die Transition unserer validierten Technologie aus dem Labor in ein marktfähiges Produkt und dabei mit unseren Ressourcen auszukommen. Als early-stage Startup im Hardware-Bereich ist dies besonders anspruchsvoll. Wir sind aber überzeugt, dass wir eine sehr intakte Chance auf ein riesiges Wachstumspotential haben.
Welche Tipps und Learnings möchtest Du angehenden Gründern und Gründerinnen in Graubünden mit auf den Weg geben?
Durchhalten! Es wird bei keinem Projekt alles nach Plan laufen, und es wird oft alles viel länger dauern als erwartet. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen. Wir waren auch ein paar Mal kurz davor die ganze Übung abzubrechen, aber mit der Zeit lernt man dazu und arbeitet stetig weiter, das Unternehmen evolviert und wird für Investoren immer attraktiver. Vor allem ein Technologie-Startup erfordert viel Knowhow und birgt so manche Hürde. Aber es lohnt sich!
Ein zweiter Rat betrifft das Fundraising. Vor allem in einer frühen Phase kann die Suche nach Investoren sehr entmutigend sein. Es ist auf den ersten Blick sehr schwierig, eine Symmetrie zwischen Startup und Investor zu erkennen; oft fühlen sich kleine Startup-Teams bei den Investoren als Bittsteller. Das ist nicht der Fall. Als junges Unternehmen bittet man nicht um ein Investment, man bietet ein solches als einmalige Opportunität an. Diese Erkenntnis kann einen grossen Unterschied für die Selbstbetrachtung und das Selbstbewusstsein eines Jungunternehmers machen.
Was sind eure nächsten Meilensteine für euer Technologie-Startup?
Nach den letzten Hirings im Engineering und Marketing, dem Umzug in den Technopark und dem Abschluss unserer Seed-Finanzierungsrunde heisst es nun Vollgas Richtung Produkt. Die Entwicklung zu einer marktreifen Applikation hat jetzt oberste Priorität. In diesem Zusammenhang werden wir auch weitere IP generieren und uns schon jetzt auf die nächste Finanzierungsrunde vorbereiten.
Herzlichen Dank und viel Erfolg!